Auswanderung nach Nordamerika

von Rolf Kamm und Thomas Schätti

 

Zu allen Zeiten sind Glarnerinnen und Glarner ausgewandert, vorübergehend oder für immer. Die Gründe dafür waren vielfältig. Viele drängte die nackte Not ins nahe und ferne Ausland, andere gingen aus Abenteuerlust, Wissbegier oder um reich zu werden. Für die Glarner Gemeinden war die Auswanderung auch immer ein Mittel, um unliebsame, verarmte oder sonstwie «Zur-Last-fallende» loszuwerden. Einige Auswanderer wurden erfolgreich, einige scheiterten und von den meisten haben sich die Spuren verloren. Natürlich zog es die Glarner Auswanderer ins deutschsprachige Ausland, aber auch Richtung Mittelmeer, ins Baltikum, nach Russland oder über die Weltmeere nach Asien und Afrika, Süd- und Nordamerika. Das 19. Jahrhundert bildet den Höhepunkt der glarnerischen Auswanderung. Die Gründung von New Glarus im Jahr 1845 ist ihr bekanntestes und am besten untersuchtes Kapitel. Die Geschichte der Glarnerinnen und Glarner, die in Nordamerika ihr Glück suchten oder dorthin abgeschoben wurden, umfasst aber weit mehr Aspekte. Im Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus von 2004 zeigte die Historikerin Susanne Peter-Kubli anhand der Auswanderungen aus Elm in den Jahren 1845 bis 1914, dass Glarner nicht nur nach New Glarus auswanderten. Der Verein gukum machte 2005 im Rysläuferhuus in Schwanden die Auswanderung von Leuten aus der Kirchgemeinde Schwanden zum Thema. Grundlage der von Thomas Schätti gestalteten Ausstellung waren die Forschungen des Historikers Edward Quinter aus Allentown und die Aufzeichnungen von Wayne C. Blesi in den Vereinigten Staaten. Die Ausstellung beleuchtete erstmals die Geschichte des heute verschwundenen Weilers New Schwanden und die Auswanderung im 18. Jahrhundert, 100 Jahre vor New Glarus

Quelle: aus dem Vorwort von Rolf Kamm des Buches Glarners in America, Robert A. Elmer, HVG, 2015 

 

Bemerkenswert an der Glarner Auswanderung im 19. Jahrhundert ist die Förderung der Auswanderung durch die Glarner Gemeinden.  Dazu wurde 1844 der Glarner Auswanderungsverein in Schwanden gegründet. Dieser Verein steht hinter der Gründung von New Glarus in Wisconsin. Bis heute befindet sich das Archiv des Auswanderungsvereins im Schwander Pulverturm.

Kritische Stimme zur Auswanderung aus dem Kanton Glarus, Glarner Nachrichten 1884
Kritische Stimme zur Auswanderung aus dem Kanton Glarus, Glarner Nachrichten 1884

Tagwenvogt Heinrich Blumer hat ein Liste der Schwander Auswanderer geführt. Der erste auf der Liste ist Martin Tschudi, ausgewandert 1772 nach Baltimore, der zweite der Pfarrer Abraham Blumer welche nach Allentown auswanderte. Insgesamt sind im 19. Jahrhundert 500 Schwander Auswanderer nach Nordamerika namentlich bekannt.

Liste der Schwander Auswanderer erstellt von Tagwenvogt Hch. Blumer mit Beruf, Ziel und allfälliger finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde Schwanden (Notizbuch, Gemeindearchiv Schwanden)
Liste der Schwander Auswanderer erstellt von Tagwenvogt Hch. Blumer mit Beruf, Ziel und allfälliger finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde Schwanden (Notizbuch, Gemeindearchiv Schwanden)
David Zopfi (sitzend mit Zylinder) aus Schwanden, 1918 in Kalifornien, mit seiner Familie und Bekannten (Bild zvg von Thomas Schätti)
David Zopfi (sitzend mit Zylinder) aus Schwanden, 1918 in Kalifornien, mit seiner Familie und Bekannten (Bild zvg von Thomas Schätti)